Auf der Suche nach der perfekten Organisation – Prolog (1)

Wir wollen hier eine Reise in die jüngste Vergangenheit von Management-Konzepten unternehmen. Um Agilität besser einordnen und verstehen zu können. Wogegen wendet sich agile Ansätze eigentlich und warum?

Prolog

Sitzungszimmer, weiße Designermöbel. Nüchtern … Sechs Herren und eine Dame stehen mit Kaffeetassen in der Hand um den massiven Besprechungstisch aus Eiche herum. Glatze mit Nickelbrille tritt ein.

– Hat eh noch nicht begonnen, oder?

– Kennt ihr die Neue?

– Nein. Hab‘ sie nur flüchtig beim Kaffeeautomaten gesehen. Die kommen übrigens auch weg.

– Mir ist sie im Aufzug begegnet. Hat schon ein toughes Auftreten.

– Fesch, aber streng mit diesem Knödel am Kopf.

– Muss aber einiges draufhaben. Die war bei P&G oder Unilever …

– Nein. Bei Google!

– Und bei Microsoft.

– Ich hab‘ gehört, sie hat bei Mc Kinsey Karriere gemacht.

– Und noch nicht mal 40.

– Sicher keine Kinder …

– Doch, zwei, soweit ich weiß!

– Na, dann halt ein Luschi-Mann zu Hause.

– Männer! Also bitte.

– Jedenfalls versteht die was von agilem Projektmanagement, hat sie mir gesagt.

– Ah so?

– Ja! Endlich kann einer schätzen, was wir im PM-Office leisten.

– Eine!

– Was? Egal. Unsere Projektmanagement-Richtlinie ist jedenfalls schon längst agil und …

– Und keiner hält sich dran. Funktioniert einfach nicht. Viel zu theoretisch. Wir vom Prozessmanagement machen Nägel mit Köpfen. Wir leben einen einfachen bodenständigen Verbesserungsprozess, den jeder in der Fertigung versteht.

– Aber ohne Innovation und Kreativität kommen wir nicht weiter. Wenn wir nicht die Produkte und Leistungen für den Markt von morgen erfinden würden, könntet ihr bald stempeln gehen!

– Alles schön und gut. Aber ihr vergesst mal alle wieder auf die Qualität. Wir managen die Kundenzufriedenheit, ohne uns …

– Wäre das Leben hier viel einfacher. Formalisten seid Ihr!

– Wissen. Wissen. Unser Wissensmanagement …

– Guten Morgen, die Herrschaften und die Dame! Wissen Sie, dass man Sie bis zum Aufzug brüllen hört?

Es wird still im Raum. Alle setzen sich.

– Nein, wohl nicht. Das wird sich ändern. Wie so einiges andere auch. Hier fehlt es an Teamgeist, Fokus und Agilität. In einem Monat gibt’s ein Konzept dazu, und in zwei Monaten ist der Change durch. Ich habe mit jedem von Ihnen ausführlich darüber gesprochen.

Verlegene Blicke zur Decke, auf den Boden, aus dem Fenster.

– Wer nicht dabei ist, sage das jetzt. Oder … komme zu mir ins Office. Ich bin heute sicher bis 21.00 Uhr verfügbar. Mal sehen, wie diese Runde in zwei Monaten aussieht. … Fragen? … Nein? Dann gehen wir die Agenda zügig durch.

To be continued – die Reise ist gestartet …